Präsentation

 

CERCLE ist ein 1997 gegründete Forschungsgruppe, die auf dem Campus Lettres et Sciences Humaines in Nancy angesiedelt ist. Ursprünglich lag der Fokus der Forschungsgruppe auf die Literatur und Literaturgeschichte Mittel- und Osteuropas, bevor das Forschungsspektrum auf Kulturtransferprozesse und Phänomene des interkulturellen Austauschs innerhalb und nach Mittel- und Osteuropa erweitert wurde. 

Dieses weite Gebiet, das von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer reicht, wird als offener Kulturraum betrachtet, da seine sprachliche, politische oder religiöse Vielfalt ihn weder als eine homogene Realität noch als ein Gebiet mit klaren und einvernehmlichen Grenzen erscheinen lassen. Je nach Betrachtungszeitraum kann sich dieser Kulturraum bis nach Moskau, Kiew, Odessa oder Istanbul erstrecken oder Jerusalem, Damaskus, Kairo oder Karthago einschließen, allesamt Städte, die einst das Herz des Osmanischen Reiches bildeten. Zu anderen geschichtlichen Zeitpunkten beschränkt er sich auf die westeuropäischen Nationen. Hier überlagern und vermischen sich Spuren der germanischen und byzantinischen Welt, der osmanischen und arabischen Zivilisationen - alles Aspekte, die in der Geschichte der europäischen Kultur noch häufig ausgeklammert werden.

Die Tatsache, dass dieser Raum als ein offener Kulturraum behandelt wird, der von Interaktionen zwischen strukturell heterogenen und hybriden Kulturen geprägt ist, soll allerdings nicht seine Einzigartigkeit untergraben. Zu den strukturierenden und entscheidenden Erfahrungen dieses Raums zählen insbesondere die des Holocaust, des Nationalsozialismus, des Kommunismus, des Totalitarismus und im weiteren Sinne die Erfahrung autoritärer Regime. 
Aufgrund der sprachlichen und kulturellen Vielfalt dieses Raums vereint der CERCLE sowohl Slawisten, als auch Germanisten, die sich mit Österreich, Ostdeutschland oder den Beziehungen des germanischen Raums zum mittel- und osteuropäischen Raum beschäftigen, wie Arabisten, deren Arbeit es ermöglicht, Fragen der Fremd- und Andersartigkeit im Kontext einer sprachlichen, literarischen, historischen und kulturellen Alterität zu durchleuchten. Die Gruppe vereint Kulturhistoriker, Literatur-, Musik-, Theater- und Kulturwissenschaftler, die sich mit den Phänomenen des Kulturtransfers aus einer transnationalen Perspektive beschäftigen.